Vogel behält Gürtel – aber Ahmeti klaut ihm den Applaus in Aschersleben

Das war kein Galaabend für Schönwetter-Boxen, sondern ehrliche Arbeit: „100 Jahre Boxen in Aschersleben“ lockte über 2500 Fans in die Ballhaus Arena. Die Halle kochte, Bierbecher klapperten, die Stimmung war purer Boxsport. Genau so will man’s hier sehen.

Im Fokus: der Fight um die WBO Youth World Championship im Superweltergewicht. Lokalheld Julian Vogel verteidigte gegen Sami Ahmeti, ebenfalls jung, hungrig, deutscher Meister in einer anderen Organisation. Zwei Kids Anfang 20 – keine Showkämpfer, sondern echte Talente, die sich nichts schenkten.


Erst sah Vogel wie der sichere Mann aus – dann kippte alles

Vogel begann druckvoll, lange Führhand, saubere Kombinationen, das Publikum brüllte ihn nach vorne. Besonders in Runde fünf und sechs wirkte Ahmeti platt, als hätte er den Tank leer. Vogel schien den Sack schon zuzumachen.

Doch dann: Momentum-Switch. Ahmeti biss, kam zurück, traf härter, zwang Vogel aus dem Rhythmus. Der Champ fing sich einen Cut, verlor die Linie – plötzlich war alles offen. Nach zehn harten Runden gaben die Punktrichter Majority Draw (95:95, 96:94, 95:95). Vogel behält den Gürtel, aber Ahmeti nahm ihm einen Teil des Glanzes.

Promoter Ulf Steinforth sagte danach trocken:

„Genau so ein Fight war zu erwarten. Zwei junge deutsche Boxer, beide Junioren-Weltmeister, liefern sich ein Duell auf Messers Schneide. Ich bin stolz auf solche Fights – davon lebt der Boxsport.“


Team Deutschland liefert: Dobler dominiert, Stancic clever, Fricke kracht

Schwergewichtler Michel Dobler machte kurzen Prozess. 2 Meter groß, bewegte sich leichtfüßig und prügelte Timo Grote so auseinander, dass der Ringrichter in Runde vier Schluss machte.

Leichtgewichtler Nenad Stancic boxte Yohan Morocoima clever aus, ließ den KO-König aus Venezuela ins Leere laufen und holte sich klare Punktwerte.

Cruisergewichtler Armend Xhoxhaj war heiß, wollte acht Runden arbeiten – doch Gegner Semir Dautovic gab nach Runde zwei mit Ellbogenverletzung auf. Xhoxhaj wirkte enttäuscht:

„Ich wollte den Fans mehr zeigen – das fühlt sich unvollendet an.“

Lokalmatador Christoph Fricke machte bei seinem Profidebüt kurzen Prozess: KO in Runde zwei. Moaed „Mido“ Azizieh stoppte Timo Klemmer im Sachsen-Anhalt-Duell früh. Schwergewichtler Ingolf Zocher legte einen weiteren TKO-Sieg nach.


Warum dieser Abend mehr als nur Jubiläum war

Das hier war ein Statement: Deutsches Boxen lebt – wenn man es nur lässt. Junge Kämpfer, ehrliche Fights, keine Schutzaufbauten. Fans wollen genau das sehen: echte Arbeit, echte Risiken, keine weichgespülten Gegner. Wenn Promoter solche Abende öfter liefern, könnte der Sport hier wieder lauter werden.

Ergebnisse

  • WBO Youth Championship Superweltergewicht (10 Runden)
    Julian Vogel (GER, 69,8 kg) vs. Sami Ahmeti (GER, 68,8 kg)
    Unentschieden (MD): 95:95, 96:94, 95:95

  • Leichtgewicht (10 Runden)
    Nenad Stancic (GER, 62,0 kg) vs. Yohan Morocoima (VEN, 62,1 kg)
    Sieg Stancic nach Punkten: 97:93, 97:93, 98:93

  • Cruisergewicht (8 Runden)
    Armend Xhoxhaj (KOS, 90,1 kg) vs. Samir Dautovic (BIH, 90,1 kg)
    TKO Xhoxhaj: Runde 3

  • Schwergewicht (4 Runden)
    Michel Dobler (GER, 104,9 kg) vs. Timo Grote (GER, 111,0 kg)
    TKO Dobler: Runde 4 (2:15)

  • Supermittelgewicht (4 Runden)
    Christoph Fricke (GER, 74,7 kg) vs. Martin Friesse (GER, 76,1 kg)
    KO Fricke: Runde 2 (2:30)

  • Weltergewicht (4 Runden)
    Moaed Azizieh (SYR, 65,9 kg) vs. Timo Klemmer (GER, 64,5 kg)
    TKO Azizieh: Runde 2 (1:09)

  • Schwergewicht (4 Runden)
    Ingolf Zocher (GER, 114,5 kg) vs. Fadil Pasalic (BIH, 108,3 kg)
    TKO Zocher: Runde 3