Boxnacht im Zirkus: Aliev verliert Titel, Lokalmatadore liefern brutale K.o.-Show
Universum Boxing Night in Hamburg – 11 Kämpfe, 4 Titel, 1 volles Zelt
Der Geruch von Schweiß, Leder und Popcorn lag in der Luft – nein, das war kein Kindergeburtstag im Zirkus, sondern purer Boxsport an der Lagerstraße. Die Universum Boxing Night brachte am 7. Juni elf Kämpfe in das rappelvolle Zelt des Zirkus Europa – und die Zuschauer bekamen genau das, was sie wollten: Fäuste, Drama, K.o.s. Und ein Favoritensterben im Hauptkampf, das keiner kommen sah.
Favoriten gestürzt, Underdogs im Rausch – Aliev und Grün fallen tief
Mourad Aliev wollte die europäische Bühne erobern – stattdessen fiel der 2,02m-Hüne von seinem Thron. Gegen den bulligen EM-Titelträger Labinot Xhoxhaj verlor der Franzose nicht nur einstimmig nach Punkten (115:112, 115:113, 114:113), sondern auch seinen WBC International Silver-Titel. Und das zu Recht. Aliev, sonst der König der Distanz, ließ sich auf wilde Infights ein – ein Geschenk für den kompakten Kosovaren.
Xhoxhaj presste, arbeitete, marschierte – und nahm Aliev die Luft zum Atmen. In Runde 7 bekam Aliev noch eine Verwarnung wegen Aufstützens, danach brach alles auseinander. Wer dachte, der Franzose würde einen späten Lucky Punch landen, wartete vergeblich. Xhoxhaj holte sich beide Gürtel – und der Ringrichter sparte sich den Count.
Dann das nächste Debakel für Universum: Henry Grün, als neuer Hoffnungsträger im Weltergewicht aufgebaut, wurde eiskalt zerlegt. Falah Simoqy, ein Bulle aus dem Irak, machte kurzen Prozess. Schon in Runde 4 krachte Grün auf den Boden, taumelte wie betäubt durch die Ecke – der Ringrichter beendete den Spuk nach 1:49 Minuten. K.o.-Niederlage. Nichts mit Titel, nichts mit Statement. Dafür ein deutliches von Simoqy.
Und als ob das noch nicht genug war: Flamur Haxha wollte seine K.o.-Serie im Cruisergewicht auf sieben Siege ausbauen. Stattdessen landete er nach 47 Sekunden in Runde 2 auf dem Rücken – ausgenockt von einem brutalen Kopfhaken von Torsten Fuchs, der sich den Gürtel der Internationalen Deutschen Meisterschaft schnappte. Haxha ging wie ein Sack Zement – und blieb erstmal liegen. Das war’s mit der Serie.
Undercard explodiert – K.o.s, TKO-Siege und ein unerwarteter Absturz
Aber wer dachte, nach drei Titel-Enttäuschungen wäre der Abend gelaufen, hatte sich geschnitten. Die Undercard knallte – teilweise sogar lauter als das Hauptprogramm.
Ganz vorne dabei: der Niedergang von Mike Jäde. 20 Siege, null Niederlagen – bis er Roberto Arriaza aus Nicaragua traf. Nach exakt 60 Sekunden war der Spuk vorbei: Arriaza drückte auf den Knopf, Jäde schwankte, und seine Ecke warf das Handtuch. Bitter. Aber richtig.
Jose Larduet hingegen zeigte, wie man einen Kampf schnell erledigt: 33 Sekunden reichten dem Kubaner, um Brian Zwart mit einem Körpertreffer schlafen zu schicken. K.o. Runde 1. Ansage gemacht. Comeback geglückt.
Damir Beljo aus Bosnien zeigte, wie man souverän punktet. Gegen den Argentinier Juan Carlos Rodriguez ließ er keine Fragen offen. Klare Treffer, totale Kontrolle – ein verdienter Punktsieg.
Kacper Meyna gegen Luis Marin Garcia war das erwartete Schwergewichts-Gekloppe. Niemand fiel, aber Meyna machte mehr. Mehr Treffer, mehr Kontrolle, mehr Punkte.
Ibrahim Gümüs, bislang ein K.o.-Garant, musste sich mit einem Punktsieg begnügen. Romero ging zwar zwei Mal runter, hielt aber durch. Trotzdem: 24 Siege, 24-0 – läuft.
Yusuf Atmis machte in Runde 4 Schluss – technisch überlegen gegen Mojtaba Karimi. Das war nie knapp. Ein klarer TKO-Sieg, der seine Bilanz auf 7-0 schraubt.
Ali Dakroub zeigte dem 44-fach geschlagenen Georgier Ramazi Gogichashvili, wie sich Schmerz anfühlt. Nach einem Niederschlag in Runde 1 war in Runde 2 Schluss – das Handtuch flog. Auch verdient.
Ante Bilic tat’s ihm gleich. Gegen Bruno Knjezevic hatte er alles im Griff – bis dieser in Runde 3 nicht mehr schlagen konnte. Technischer Knockout, Kampf vorbei, Bilic marschiert weiter.
Fazit: Mehr davon, Hamburg!
Die Fight Night im Zirkus war kein Kindergeburtstag. Hier gab’s echte Schläge, echte Tränen, echte Jubelstürme. Der Aliev-Schock, das Grün-Debakel, der Haxha-Absturz – dazu brutale Knockouts und überraschende Siege auf der Undercard.
Universum-Boss Ismail Özen bringt den Boxsport mitten in die Stadt – dahin, wo er hingehört: nah an die Leute, raus aus der Blase. Keine Showtreppe, kein Feuerwerk – nur Ring, Licht und Schläge.
Was bleibt? Die Schanze kann Boxen. Hamburg hat Bock. Und der Rest der Republik sollte langsam aufwachen. Denn wenn das Zelt wieder aufgebaut wird, fliegen keine Jonglierkeulen – sondern Fäuste